Mit 13 Touren möchten wir in unserer brandneuen Broschüre „Naturerlebnisse im Havelland“ die Schatztruhe voller Naturschönheiten zwischen Rhinow im Norden und Kloster Lehnin im Süden öffnen. Den ersten Praxistest hat eine unserer Touren am vergangenen Wochenende direkt absolvieren können, als wir zu einer naturkundlichen Radexkursion rund um das Naturschutzgebiet Rietzer See eingeladen haben. 15 Radlerinnen und Radler folgten der verlockenden Ankündigung von geo-botanischen Besonderheiten, beliebten Vogelrastplätzen und Pflanzenvielfalt trotz Trockenheit – und wurden nicht enttäuscht.
Nordöstlich des Rietzer Sees erstreckt sich eine ausgedehnte Binnensalzstelle – diese Besonderheit war der erste Halt auf unserer Radtour de Natur. Hier gedeihen fernab von Meeresküsten salzliebende Pflanzen wie Strandaster und Strand-Dreizack. Salz im Binnenland? Da stellt sich direkt die Frage, woher es kommt. Die Erklärung liefern die unterirdischen Ablagerungen des Zechsteinmeeres, das vor 255 Millionen Jahren Deutschland bedeckte und für die Salze im Grundwasser sorgt.
Aufgrund einer Störung in tiefer gelegenen Tonschichten kann das salzige Nass am Rietzer See an die Oberfläche aufsteigen und lässt die salzliebenden Pflanzen gedeihen.
Da passte es hervorragend, dass wir mit Ralf Deichsel, fachkundiger Bio-Lehrer aus Jeserig sowie Dr. Daniel Lauterbach vom Botanischen Garten der Uni Potsdam zwei Kenner im Gepäck hatten, die ihren Wissensschatz zum Gebiet und zu dieser speziellen Flora teilen konnten.
Ein weiterer Experte erwartete die Exkursionsteilnehmer*innen dann einige Kilometer später auf dem Vogelbeobachtungsturm am Strengsee - dem zweiten Halt der Tour. Gertfred Sohns, langjähriger NABU-Gebietsbetreuer, präsentierte das bedeutende Vogelschutzgebiet, tauchte in dessen Geschichte ein und stellte die artenreiche Vogelwelt auf dem Gewässer vor, wo sich am Samstag unter anderem Löffel-, Knäk- und andere Enten tummelten.
Der Rietzer Holzberg ist der trockenste Teil des Naturschutzgebietes und beherbergt eine einzigartige Trockenrasenvegetation – das dritte und finale Ziel unserer Radtour. Der Anstieg zur Spitze der kleinen Erhebung war kaum in den Beinen zu spüren. Andere Sinne waren hier gefragt, als es um einen genauen Blick auf den räuberischen Ameisenlöwen, einen Insektenjäger, ging oder um den würzig duftenden Berg-Haarstrang. Der Berg-Haarstrang und andere seltene Pflanzenarten wie das Ohrlöffel-Leimkraut finden Dank unseres EU-LIFE-Projekts hier ein neues Refugium.
Unsere Tour durch das abwechslungsreiche NSG Rietzer See ist nur eine von 13 Empfehlungen. Wer die Natur entlang der Havel in den Landkreisen Havelland und Potsdam-Mittelmark von ihren schönsten Seiten entdecken möchte, kann dies auf eigene Faust tun: einfach durch unsere Broschüre "Naturerlebnisse im Havelland" blättern und sich die eine oder andere Strecke aussuchen. Und dann heißt es: Viel Spaß beim Erkunden!
Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg realisiert gemeinsam mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe von 2019 bis 2026 das Projekt "LIFE Trockenrasen". Mit dem Projekt werden wertvolle Trockenlebensräume im Land Brandenburg geschützt, erhalten und wiederhergestellt.
Ansprechpartnerin:
Janine Ruffer (Projektleitung)
E-Mail schreiben