Life Trockenrasen: Glindower Alpen

Glindower Alpen

"Wenn die Alpen rufen, muss man gehen". Das stimmt... Wie gut, dass es Alpen auch in Brandenburg gibt. Unweit von Werder (Havel) im Ortsteil Glindow (Landkreis Potsdam-Mittelmark) liegen die Glindower Alpen und bieten weite Ausblicke über die Havelseen bis nach Potsdam. Auch wandern lässt es sich hier gut, lediglich mit dem Skifahren könnte es schwierig werden.

Das Gebiet auf einen Blick

Lage: Landkreis Potsdam-Mittelmark
Natura-2000-Gebiet: Glindower Alpen
Größe: 107 Hektar
Lebensräume: LRT *6120 Trockene, kalkreiche Sandrasen
Arten: Graue Skabiose, Ohrlöffel-Leimkraut, Kartäuser-Nelke, Berg-Haarstrang, Zierliches Schillergras.


Die Glindower Alpen sind ein altes Tonabbaugelände. Es ist überwiegend gekennzeichnet durch Waldbiotope mit unterschiedlichen Sukzessionsstadien, wertvollen Kleingewässern und kleinflächigen Trockenrasen.

Entstanden ist diese besondere Landschaft mit feuchten Schluchten, steilen Hängen und kleinen Anhöhen durch den Abbau von Ton. Unter einer meterdicken Sandschicht lagern hier ausgedehnte Tonvorkommen, welche die Menschen ab dem 15. Jahrhundert zur Ziegelproduktion nutzten. Auf dem Höhepunkt der Ziegelherstellung gab es im Glindower Raum neun Ziegeleien, in denen jährlich 16 Millionen Ziegelsteine produziert wurden. Der Tonabbau erfolgte in Form von langgestreckten Rinnen und Gruben, so entstand im Laufe der Jahrhunderte die heute typische Rippenform des Geländes. Das Gebiet war bekannt unter dem Namen Erdeberge.

Die Ziegelherstellung wurde Anfang des 20. Jahrhundert eingestellt und die Abraumhalden sich selbst überlassen. Durch die einzigartigen Reliefunterschiede entstand ein Mosaik aus schattigen Hang- und Schluchtwäldern, kleinen Gewässern am Grubengrund und trockenen Offenflächen auf den sandigen Anhöhen.

Schattige Wälder, trockene Höhen

In den Wäldern gedeihen vor allem kräftige, hochwüchsige Eschen, Berg- und Spitzahorn, Hainbuchen und Winterlinden. Auf den Hochflächen haben sich Eichen und inzwischen auch die Robinie und die spätblühende Traubenkirsche etabliert. Zudem wurden bis in die 1980er Jahre Offenflächen auf den Erdebergen mit Kiefer aufgeforstet.

Auf den sandigen Offenflächen, welche nicht aufgeforstet wurden, haben sich in Abhängigkeit vom aufgeschütteten Bodensubstrat basenbeeinflusste und saure Sandtrockenrasen etabliert. Berg-Haarstrang, Kartäuser-Nelke, Sand-Strohblume und das Blaugrüne Schillergras sorgen hier im Sommer für eine bunte Blütenpracht in der sich Zauneidechsen, Schwalbenschwänze und Heidelerchen wohlfühlen.

Gefährdung

Aufgrund ihrer Vielfalt an Lebensräumen und spezialisierten Tier- und Pflanzenarten sind die Glindower Alpen zugleich als Naturschutzgebiet und europäisches FFH-Gebiet ausgewiesen.

Die Trockenrasenflächen in den Glindower Alpen sind durch Verbuschung und zunehmende Vergrasung gefährdet. Insbesondere die invasive Robinie verdrängt lebensraumtypische Arten.

Schutzmaßnahmen

Um diesen Lebensraumtyp zu erhalten, hat LIFE Trockenrasen bereits 2020 in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverein Potsdamer Kulturlandschaft e.V. mit einer Beweidung der Flächen begonnen. Schafe stehen nun regelmäßig im Frühjahr und Herbst am Naturlehrpfad in den Glindower Alpen. Einzelne Bäume wurden bereits entfernt und die Sichtachse vom Belvedere zum Glindower See von Gehölzaufwuchs befreit.

Wer mehr über die historische Ziegelindustrie in der Region erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Besuch im Ziegeleimuseum Glindow. Von hier startet auch ein markierter Rundweg durch die Glindower Alpen.

Das Projekt LIFE Trockenrasen

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg realisiert gemeinsam mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe von 2019 bis 2026 das Projekt "LIFE Trockenrasen". Mit dem Projekt werden wertvolle Trockenlebensräume im Land Brandenburg geschützt, erhalten und wiederhergestellt.

Ansprechpartnerin:
Janine Ruffer (Projektleitung)
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