Life Trockenrasen: Weinberge-Klüssenberge bei Perleberg

Weinberge-Klüssenberge bei Perleberg

In der nördlichen Prignitz befinden sich die „Weinberge-Klüssenberge bei Perleberg“. Hierbei handelt es sich um eine Hügelkette mit mehreren Erhebungen aus Sand, Kies und Geschiebemergel, die durch das Abschmelzen mächtiger Eisgletscher geformt wurden. Dabei entstand der 83 Meter hohe Perleberger Weinberg  und die etwas kleineren sich nördlich anschließenden Klüssenberge.

Auf einen Blick

Lage: Landkreis Prignitz
Natura-2000-Gebiet: Weinberge-Klüssenberge bei Perleberg
Größe: 5 Hektar
Lebensräume: LRT *6120 Trockene, kalkreiche Sandrasen
Arten: Ähriger Ehrenpreis, Berg-Haarstrang, Gemeine Küchenschelle


Geschwungene Hügelkette mit Eichen-, Birken- und Kiefernwäldern, in den lichten Bereichen kommen Trockenrasen vor.

Vielfältige Nutzung

Bereits im 16. Jahrhundert wurde an den sonnenbeschienenen Südhängen des Weinbergs Wein angebaut. Mönche aus dem Rheinland und aus Franken brachten bei ihrer Einwanderung in die östlich der Elbe gelegenen Gebiete die Weinpflanze mit. Wahrscheinlich war der Weinanbau auch der Anlass für die Namensgebung des Berges. Da die Erträge leider nicht allzu üppig ausfielen, wurde der Weinanbau im 18. Jahrhundert wieder aufgegeben. Bis in das 19. Jahrhundert nutzten die Perleberger das Gebiet als Weideflächen für ihre Schafe. Die Vierbeiner hielten die Wiesen kurz und trugen zu einer halboffenen Landschaft mit üppigen Trockenrasen bei. Die einst waldfreien Kuppen boten sich außerdem hervorragend  als Segelflugplatz an. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebiet von sowjetischen Streitkräften als Übungsgelände genutzt, wodurch zahlreiche Löcher und Gräben entstanden, die heute noch gut zu erkennen sind.

Die wohl größte landschaftliche Veränderung  trug sich jedoch in den Jahren 1900 bis 1960 zu. In dieser Zeit wurden im Bereich des Weinbergs viele Tonnen Kies und kalkreicher Mergel als Baumaterial für die umliegenden Orte abgebaut. Der etwas östlich gelegene Golmer Berg wurde so fast komplett abgetragen. Naturschützer*innen konnten mit viel Engagement eine weitere Abtragung und somit eine weitere Zerstörung der Landschaft ab 1960 verhindern.

 

Blütenpracht im Sommer

Wegen der fehlenden Nutzung konnten sich in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts überall im Gebiet Gehölze etablieren. So verschwanden die halboffenen Strukturen mit ihren zahlreichen Arten,  die heute nur noch in kleinen Resten erahnen lassen, wie es früher einmal war. Etwas ganz besonderes sind vor allem die letzten Vorkommen der Gemeinen Küchenschelle und Wiesen-Küchenschelle, die in Brandenburg fast ausgestorben sind. Alteingesessene Perleberger kennen die blau-lila blühenden Küchenschellen noch in großen Mengen und gehen auch heute noch zur Blütezeit auf die Suche nach ihnen. Aber nicht nur Küchenschellen sind hier besonders, auch Ähriger Ehrenpreis, Berg-Haarstrang, Graue Skabiose und Kartäuser-Nelke schmücken die Hügelkette im Sommer mit ihrer bunten Blütenpracht. Die seltenen Trockenrasenarten ziehen zahlreiche  Ameisen, Schmetterlinge und Wildbienen an. Auch Zauneidechsen fühlen sich hier wohl.

 

Maßnahmen

Für den Erhalt der Trockenrasen, haben sich in den letzten Jahren die örtliche Forstbehörde und die zuständigen Naturschutzbehörden sehr stark eingesetzt. Nur so konnten die Restbestände der seltenen Arten erhalten bleiben. Dank LIFE Trockenrasen beweiden nun wieder regelmäßig Schafe die Wein- und Klüssenberge. Im Einsatz sind über zehn verschiedene Schafrassen, die dem Landreitgras und den aufkommenden Gehölzen zu Leibe rücken. Weitere Gehölze wurden und sollen auch in Zukunft noch entfernt werden. So können Besucher*innen wieder einen freien Blick vom Weinberg auf die Sankt Jakobi Kirche in Perleberg genießen.

 

Tipp

Rund um Perleberg gibt es viele schöne Wander- und Radtouren. Weitere Infos: Tourismusverband Prignitz.

Ein Besuch der Rolandstadt Perleberg und des dortigen Stadtmuseums sind sehr empfehlenswert.

 

Das Projekt LIFE Trockenrasen

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg realisiert gemeinsam mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe von 2019 bis 2026 das Projekt "LIFE Trockenrasen". Mit dem Projekt werden wertvolle Trockenlebensräume im Land Brandenburg geschützt, erhalten und wiederhergestellt.

Ansprechpartnerin:
Janine Ruffer (Projektleitung)
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