Rückkehr des Trockenrasens auf den Borner Bauernberg
Auf dem Borner Bauernberg bei Bad Belzig im Naturpark Hoher Fläming ließen die ortsansässigen Bauern einst ihre Schafe und Ziegen weiden. So entstanden wertvolle Trockenrasen mit Arten, die heute fast ganz aus der Landschaft verschwunden sind. Durch die Aufgabe der kleinbäuerlichen Tierhaltung wurde die Nutzung dieser speziellen Standorte eingestellt, der Berg wuchs zu und wurde teilweise sogar aufgeforstet. Brombeeren, Landreitgras, Kiefern und Birken übernahmen die Regie auf dem Bauernberg, dort wo einst Trockenrasenspezialisten ihren optimalen Lebensraum fanden. Letzte Vorkommen dieser Arten konnten von Botanikern vor ungefähr 20 Jahren noch auf dem Bauernberg gefunden werden. Ohne Offenhaltungsmaßnahmen verschwanden diese seltenen Arten aber Stück für Stück.
Trockenrasen sind seltene und geschützte Lebensräume. In bestimmter Ausprägung sind sie durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie als prioritär eingestuft und damit besonders geschützt. Aber was macht diesen Lebensraum so besonders? Trockenrasen zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren aus, die in der intensiv genutzten Landschaft kaum mehr zu finden sind. Sie verwandeln sich im Sommer in buntblühende Blumenteppiche, in denen Insekten, Reptilien und Vögel Nahrung finden. Auf den trockenen, nährstoffarmen Sand- und Kiesböden gedeihen jedoch nur spezielle Arten, wie die Graue Skabiose, die Kartäuser Nelke oder der Berg-Haarstrang. Sie sind an ein Leben in Wasserknappheit bestens angepasst.
Die Graue Skabiose beispielsweise kam im Hohen Fläming nur noch an sehr wenigen Standorten natürlich vor. Im Rahmen des EU-LIFE Projektes Trockenrasen werden Samen von seltenen Trockenrasenarten mit behördlicher Genehmigung gesammelt und daraus Jungpflanzen angezogen. Die Jungpflanzen wurden in den letzten Jahren an geeigneten Standorten im Hohen Fläming wieder ausgebracht. So unter anderem auch auf dem Borner Bauernberg.
Vorher galt es aber die passenden Lebensraumbedingungen für die Arten auf dem Borner Bauernberg wiederherzustellen. Der Wald wurde mit behördlichen Genehmigungen stellenweise im Herbst 2024 aufgelichtet, der humose Oberboden auf einer kleinen Fläche behutsam abgetragen. Parallel werden die Flächen bereits seit 2024 beweidet, um den Wuchs von Brombeeren, Ginster und Landreitgras zu unterdrücken, denn unsere Spezialisten brauchen Licht und Luft und würden der Wuchskraft des Landreitgras unterliegen.
Doch wie können die Arten wieder auf den Berg zurückkehren? Da die letzten Trockenrasen- Bestände sehr isoliert in der Landschaft liegen, z.B. auf dem Presseberg in Bad Belzig oder auf dem Mühlenberg bei Borne, würde es auf natürlichen Weg nahezu unmöglich sein oder lange dauern. Manchmal hält der Boden in seiner Samendatenbank noch Überraschungen bereit oder Tiere tragen Samen von einem Ort zum anderen, wie auch der Wind. Aber es sollte nichts dem Zufall überlassen werden, bevor Brombeere und Co wieder das Zepter übernehmen. Daher wurde der Trockenrasen im August 2025 auf dem nahen gelegenen Presseberg auf ausgewählten Flächen mit dem Rasenmäher beerntet. Einige hohe Samenstände wurden zusätzlich von Hand besammelt. Dieser „Samen-Goldstaub“ wurde danach auf der vorbereiteten Fläche auf dem Borner Bauernberg verteilt. Durch viele helfende Hände der Naturwacht, des Botanischen Gartens Potsdam, des NaturSchutzFonds und der Naturparkverwaltung war die Arbeit schnell erledigt. Selbst der Schäfer tauschte seine Vierbeiner gegen einen Rasenmäher ein und unterstützte tatkräftig die Aktion. Nun heißt es abwarten und Daumen drücken, ob die ersten Samen vielleicht schon im Herbst keimen.
Organisiert und finanziert wurden die Maßnahmen zur Auflichtung, zur Beweidung und zum Oberbodenabtrag vom Land Brandenburg (Landesamt für Umwelt Brandenburg / Naturparkverwaltung Hoher Fläming). Unterstützt wird die Naturparkverwaltung vom EU-Projekt "LIFE Trockenrasen".
Andrea Künnemann
(Naturparkverwaltung Hoher Fläming)




