Pflanze des Monats: Das Echte Federgras
Wie zarte Federn oder Haare sehen die behaarten Grannen der Karyopsen, so werden die Früchte von Gräsern genannt, des Echten Federgrases (Stipa pennata) aus. Das brachte der Art auch zahlreiche Volksnamen wie Pfingsthaar, Wilder Flachs oder Flunkerbart ein. Die weißhaarigen Grannen können bis zu 30 cm lang werden. Sie sind nicht ohne Grund so lang, denn so werden sie durch den Wind weit aufgefächert und die Samen können sich besser verbreiten. Außerdem sorgt die gedrehte Granne dafür, dass die Samen in den Boden gebohrt werden, um keimen zu können (Bohrfrüchte).
Der Gattungsname Stipa ist dem lateinischen „Stab zum Abstützen“ entlehnt, der auf die Verwendung der zähen Halme einer verwandten Art als antike Amphorenstütze hinweist. Der Artname pennata bedeutet gefiedert.
Das Echte Federgras fühlt sich auf Steppenrasen mit kontinentalem Klima sehr wohl und ist eine typische Art der Subpannonische Steppen-Trockenrasen. Hier bildet es dichte, horstige Bestände, die sehr eindrucksvoll aussehen.
Seine Verbreitung erstreckt sich von Frankreich bis an den Ural und von Deutschland bis Griechenland, die Türkei und den Kaukasus. Innerhalb Deutschlands kommt die Art vereinzelt in Brandenburg, häufiger im Harzvorland, auf den Steppenhügeln des Thüringer Beckens sowie an der Donau, im Oberrhein- und im Maingebiet vor.
Auf unseren Projektflächen ist das Echte Federgras nur noch sehr selten im Havelgebiet zwischen Potsdam und Brandenburg, im Westhavelland und im Fläming anzutreffen. Aufgrund seiner Seltenheit gehört es in Brandenburg zu den vom Aussterben bedrohten Arten.
Zu verwechseln ist das Echte Federgras leicht mit dem Sand-Federgras (Stipa borysthenica), von dem es sich nur anhand von Spelzenmerkmalen (Hochblätter, die die Blüte schützen) unterscheiden lässt. Das Sand-Federgras ist weiter kontinental verbreitet, kommt aber auch in den Projektgebieten vor.
Aufgrund von Schwierigkeiten in der Artabgrenzung zum Sand-Federgras ist das Echte Federgras in Brandenburg wahrscheinlich noch seltener als lange vermutet.
Früher wurden die Fruchtstände der Federgräser gesammelt und als Trockensträuße auf Märkten verkauft. Im Alpenland und in Ungarn wird aus den Grannen Hutschmuck gefertigt.