Ein Wald voller Schafe

Ein Wald voller Schafe

Die Schafe sollen die Vergrasung des Waldbodens stoppen.
Über viele Jahrtausende wurden Nutztiere zur Nahrungsaufnahme in den Wald getrieben.
Durch die Tiere sollen sich die Samen der Trockenrasenpflanzen wieder im Wald verbreiten.

Der Gollenberg ist schon von Weitem zu erkennen: Er ist mit 110 Metern die höchste Erhebung im westlichen Havelland. Dank Otto von Lilienthal hat es der Berg zu einiger Berühmtheit geschafft, denn der Flugpionier unternahm hier Ende des 19. Jahrhunderts Flugversuche, verunglückte aber hier leider auch tödlich.

Damals war der Gollenberg noch fast unbewaldet. Trockenrasenpflanzen müssen den gesamten Gollenberg bedeckt haben. Seitdem hat sich viel geändert: Gehölze sind eingewandert und vor allem Kiefern wurden angepflanzt. Heute ist der Gollenberg fast vollständig von einem Kiefernforst bestockt. Zwar haben sich in Tälchen am Nordhang Schluchtwälder und am Südhang ein trockener Eichenwald entwickelt, die Trockenrasenpflanzen wie Kartäuser-Nelke, Sandstrohblume oder die Steppen-Segge sind aus der Krautschicht der Wälder und Forste aber meist verschwunden. Entweder sind Forste zu dunkel und kräuterarm oder, wenn sie etwas lichter sind, oft stark vergrast.

Damit die Vergrasung abnimmt und wieder mehr Pflanzenarten in den Wald zurückkehren können, erprobt LIFE Trockenrasen am Gollenberg ein altes Konzept: die Hutewaldbeweidung (Hute = (Vieh) hüten). Über viele Jahrtausende wurden Rinder, Schafe, Schweine und andere Nutztiere zur Nahrungsaufnahme in den Wald getrieben. Dort fanden sie genügend Nahrung und Schutz vor Regen und Sonne. Da die umliegenden Äcker für die menschliche Nahrungsproduktion gebraucht wurden, war die Waldbeweidung eine der wenigen Möglichkeiten, die Tiere zu mästen. Die Tiere fraßen auch die nachwachsenden Bäume, sodass sich über die Zeit lichte Wälder mit einzelnen großen Bäumen bildeten, die für Schweine essbare Früchte wie Bucheckern und Eicheln trugen. Solche Wälder werden als Hutewälder bezeichnet.

Mit 105 Schafen und 20 Ziegen wurde  die Hutewaldbeweidung für ca. zwei Wochen im Juni 2020 in einem Eichenwald  am Gollenberg  erprobt. Die vierbeinigen Landschaftspfleger sollen nicht nur die fortschreitende Vergrasung der Waldflächen stoppen sondern bei der „Durchreise“ von den umliegenden Trockenrasen auch Kartäuser-Nelken und andere Trockenrasenpflanzen in den Eichenwald zurückbringen.

Die Waldbeweidung soll auch in den nächsten Jahren am Gollenberg fortgeführt werden.

Das Projekt LIFE Trockenrasen

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg realisiert gemeinsam mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe von 2019 bis 2026 das Projekt "LIFE Trockenrasen". Mit dem Projekt werden wertvolle Trockenlebensräume im Land Brandenburg geschützt, erhalten und wiederhergestellt.

Ansprechpartnerin:
Janine Ruffer (Projektleitung)
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